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1. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 112

1902 - Leipzig : Poeschel
112 Europa. Gewächse ebenso wie die Flüsse den Regenmangel am schwersten em- pfinden würden. Der regenarme Herbst, der das ostdeutsche Binnen- land auszeichnet, kommt der Wein- und Obstkultur sowie dem Hopfen- bau dieser Gegend sehr zugute. Der größte Teil der Ströme des Deutschen Reichs gehört dem Gebiete der Nord- und Ostsee, der kleinere dem Gebiete des Schwarzen Meeres an. Zu dem Eutwässerungsgebiete der Nord- see gehören — durch Rhein, Ems, Weser, Elbe und Eider — etwa 55°/o seiner Fläche, zu dem Entwässerungsgebiete der Ostsee — durch Trave, Warnow, Oder, Persante, Weichsel, Pregel, Memel — 35°/o, und zu dem Entwässerungsgebiete des Schwarzen Meeres durch die Donau nur 10°/«. Dadurch, daß über die Hälfte seines fließenden Wassers der Nordsee zugeht, wird das Deutsche Reich durch einen weiteren bedeutsamen Faktor in das Welt- verkehrsleben größten Stils hineingezogen. Von den größeren Stromgebieten gehören nur diejenigen der Weser und Ems dem Reiche allein. Die Gebiete des Rheins, der Elbe, der Oder und des Pregel gehören ihm aber zum größten Teile. (Vergl. § 54 ff.) Die Schiffahrtsstraßen des Reiches haben eine Gesamtlänge von 12 500 1cm (ziemlich so viel als diejenigen Frankreichs, aber kaum ein Drittel von denjenigen Rußlands und nur etwa drei Achtel von denjenigen des Mississippi-Systems!). § 59. b) Bevölkerungsverhältnisse. Von den 56,4 Mill. Be- wohnern des Reichs sprechen nahezu 53 Mill. (94°/°) das Deutsche als ihre Muttersprache, die Bevölkerung ist also hinsichtlich ihrer Nationalität eine ziemlich einheitliche. Polen giebt es in Schlesien, Posen und Preußen etwa 3 Mill. (einschließlich Ma- snren und Kassuben); Franzosen, namentlich bei Metz, 250 000; Dänen, in Nordschleswig, 140 000; Litauer, in Ostpreußen, 120 000; Wenden, in der Lausitz, 70 000; und Tschechen, in den Sudeten, 20 000. Die Zahl der Juden, die nur bei ihrem Kultus eine fremde Sprache gebrauchen, beträgt ungefähr 620 000. Ausländer halten sich gegen 500 000 im Reiche auf. Der Gegeufatz zwischen Oberdeutschen und Niederdeutschen ist bei weitem kein so scharf ausgesprochener wie der zwischen Nord- und Südfranzosen, Großrussen und Kleinrussen oder Engländern und Schotten. Noch mehr aber gehen die niederdeutschen Stämme der

2. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 100

1902 - Leipzig : Poeschel
100 Europa. Tieflandstrom mit langsamem Gefäll, durch Ufersümpfe und starke Niederschläge wasserreich und ebenfalls ohne lange andauerndes Wintereis. Hindernisse eines höher entwickelten Schiffahrtslebens auf ihr waren bisher die geringe Produktivität ihrer Uferländer sowie die Gespaltenheit des Reiches (Preußen und Hannover!). Erst in der neuesten Zeit wurde der Anfang zu besserer Verwertung des Stromes gemacht, und gegenwärtig ist derselbe 200 km weit für ziemlich große Kähne (von 1 m Tiefgang), und 100 km sogar für große (1,50 m) schiffbar. Bis Leer können mit der Flut Seeschiffe von 4 m Tiefgang gelangen. Durch die neuen Kanalverbindungen mit der Lippe und Ruhr (Dortmunder Kanal) und mit der Jade (Ems-Jadekanal) wird die Bedeutung der Ems sehr erhöht, und durch die geplante Ver- bindung mit der Weser und Elbe (Mittellandkanal) sowie durch die Trockenlegung der Usersümpfe würde dies noch mehr der Fall werden. 3. Die Weser entspringt auf dem Thüringer Walde (600 m hoch) und wird vom Hessischen, Niederrheinischen und Thüringer Berglande her durch beträchtliche Nebenflüsse verstärkt (Fulda mit Eder; Aller mit Ocker und Leine). Bis Minden hat sie starkes Gefäll, und ihre Wasserführung ist eine außerordentlich wechselnde (wie 1:70). Schiffbar ist sie oberhalb Bremen nur sür ziemlich große Kähne, oberhalb Minden für kleine (von 3/4 m Tiefgang). Eine künstliche Verbindung mit den Nachbarströmen sehlt ebenfalls, und der Oste-Hammekanal, für kleine Kähne, verbindet die Unter- weser nur mit der Elbmündung. Von den Nebenflüssen sind schiffbar: die Fulda von Hersfeld, die Hunte von Oldenburg, die Aller von Celle und die Leine von Hannover an. Die Uferländer sind nur zum Teil reich. 4. Die Elbe hat ihre wichtigsten Quellflüsse (Moldau und Elbe) auf dem Böhmerwald und Riesengebirge, empfängt aber auch große Wassermassen vom Erz- und Fichtelgebirge (Eger, Mulde und Saale mit Elster), vom Thüringer Berglande (Unstrut und Bode) und vom Norddeutschen Tieflande (Havel mit Spree fowie Elde). Da nur ein Drittel ihres Laufes im Gebirgslande liegt, sind die Gesälls- Verhältnisse viel günstiger als bei der Weser. Da die Wasserfülle stark wechselt (an der Havelmündung wie 1:30), hat sie aber als Schiffahrtsstrom nicht eine so hohe Qualität wie der Rhein. Aus ähnlichen Gründen wie bei den anderen westdeutschen

3. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 103

1902 - Leipzig : Poeschel
Die Staaten von Mitteleuropa: Allgemeines. 103 ländischen Seen (Drewenzsee, Geserichsee) sowie mit der Weichsel (bei Thorn) in Verbindung setzt. 8. Der Pregel, ein reiner Tieslandstrom, wird durch Angerapp (aus Spirding- und Mauersee) und Alle verstärkt. Besonders die Alle und der untere Pregel (von Jnsterburg) bilden eine gute Wasserstraße; ebenso die De im e, die sich bei Tapiau nordwärts abzweigt, um in das Kurische Haff zu münden. Bis Königsberg gelangen Seeschiffe von 4 m Tiefgang. 9. Die Memel (russisch Niemen) ist ebenfalls ein reiner Tief- landstrom und hat ziemlich gleichmäßigen Wasserstand, aber auch lange anhaltendes Wintereis. Von Tilsit ist sie eine ausgezeichnete Schiffahrtsstraße, die die Weichsel und Oder an Tiefe (1,5 m) über- trifft. Von ihren beiden Mündungsarmen Ruß und Gilge ist ersterer der tiefere. § 55. 10. Die Donau steht zwar an Lauflänge und Größe des Stromgebietes der Wolga nach, übertrifft dieselbe aber an Wasser- fülle. Obwohl die Quellen der eigentlichen Donau (Brege, Brigach und Abfluß des Schloßbrunnens von Donaueschingen) am Schwarz- walde (800 m hoch) gelegen sind, so ist der Strom doch fast in einem noch höheren Grade wie der Rhein ein Abfluß des Alpengebirges. Freilich ist er bei weitem nicht in dem- selben Grade ein Kulturstrom wie dieser. Soweit die Donau dem Deutschen Reiche angehört (bis Passau), ist sie ein Schiffahrtsstrom von geringer Qualität. Dadurch, daß sie in Deutschland beständig dem Alpengebirge entlang läuft und be- trächtliche deutsche Mittelgebirge (Jura und Böhmerwald) in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hat, münden zahlreiche wilde Ströme in sie ein (aus den Alpen: Jller, Lech mit Wertach, Isar mit Ammer, Inn mit Salzach; vom Jura: Wernitz und Altmühl; vom Böhmer- wald: Nab und Regen), die bei ihren Hochwassern große Mengen von Gebirgsschutt in ihr aufhäufen und ihr sehr ungleichmäßiges Gefäll und sehr unregelmäßige und veränderliche Tiefe geben. Von Ulm an schiffbar, ist sie doch in Deutschland nirgends mit mittleren (metertiesen) Kähnen zu befahren. Besser als die Donau selbst ist die Altmühl nebst dem Donau-Mainkanale (Ludwigskanal) schiffbar. Der von den Alpengletschern der Bernina und Selvretta gespeiste wasserreiche Inn ist sehr wild und bietet

4. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 105

1902 - Leipzig : Poeschel
Die Staaten von Mitteleuropa: Allgemeines. 105 1890 hat man die acht Felsenschwellen, die hier quer im Strome liegen und förmliche Katarakte hervorrufen, durch Sprengung teil- weise beseitigt. Sonst ist namentlich eine 70 km lange Strecke bei Raab (Gönyö) durch ihre Kiesbänke und Untiefen und durch ihre Widerspenstigkeit gegen die Regulierung berüchtigt. Der niedrigste Wasserstand auf den Untiefen von Gönyö und im Eisernen Tore fällt übrigens gerade in die Monate, wo die Verschiffung der Ernte auf dem Strome statthaben sollte (August bis November). — Von rechts her empfängt die Donau noch: Morawa, Jsker und Jantra, und dadurch fallen auch Serbien und Bulgarien in ihr Verkehrsgebiet. — Unterhalb des Eisernen Tores ist die Donau durch ihre Tiese ein sehr guter Schiffahrtsstrom, sie verliert diese Eigenschaft aber noch einmal dadurch, daß sie vor ihren drei Mün- düngen — Kilia, Sulina und Chedrile (St. Georgsmündung) — Sandbarren aufgehäuft hat, die größeren Seeschiffen den Eingang wehren. Bisher hat man nur den kleinsten Mündungsarm (Sulina) vermittelst Durchstiches seiner Barre 3 m tiefen Seeschiffen geöffnet, so daß dieselben bis Galatz gelangen können. Für die Österreichisch-Ungarische Monarchie hat die Donau auf die angegebene Weise bisher mehr die Bedeutung einer großen Binnenhandelsstraße als die einer Welthandelsstraße gehabt. 11. Der Dnjestr, gleich der Weichsel ein wasserreicher Karpaten- abstuß, fällt nur mit dem dritten Teile seines Laufes in das öfter- reichifch-ungarifche Staatsgebiet und ist von der Strymündung für kleine Fahrzeuge schiffbar. 12. Die Etsch entspringt an der Reschenscheideck und empfängt ihr Hauptwasser aus den Ötztaler und Ortler Fernern, sowie (durch die Eisack) von den Hohen Tauern. Als wilder Alpenstrom hat sie für die Schiffahrt nur einen sehr beschränkten Wert. 13. In noch höherem Grade gilt das von dem Ticino (Tessin), dem wichtigsten Nebenstusse des Po, der dem St. Gotthard entströmt und in seinem Oberlaufe der Schweiz angehört; sowie von der Rhone, die ihre Quellen ebenfalls am Gotthard (Galenstock) hat, sich zu dem großen (550 qkm) Genfer See erweitert, aber durch ihre berühmte Flußschwinde (Perte clu Rhone) beim Juradurchbruche an der schweizer Grenze wieder gänzlich unschiffbar wird.

5. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 107

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 107 Beute seines Nachbarn zu werden. Natürlich mußte dies die wirt- schaftliche Entwickelung des Reiches sehr beeinträchtigen. In anderer Beziehung aber ist diese Lage auch wieder eine unge- mein günstige, und seit seiner festen politischen Organisation hat Deutschland durch dieselbe die meisten seiner Nachbarn bezüglich des Handels und Verkehrs sowie bezüglich des gesamten Kulturlebens leicht überflügeln können. Selbst die Lage des britischen Jnselreiches ist für den europäischen Verkehr kaum eine so günstige, und hin- sichtlich des Weltverkehrs hat Deutschland vor ihm die engere Ver- bindung mit dem übrigen Europa voraus. Wenn England durch seine Handels- und Verkehrsbewegung das Deutsche Reich tatsächlich doch übertrifft, so ist dies mehr durch andere Verhältnisse zu erklären: durch die ungestörtere politische Entwickelung, die gegenwärtige Vor- Herrschaft der Seewege, den gewaltigen Kolonialbesitz, den größeren Steinkohlenreichtum ?c. Den Kulturströmungen von allen Seiten (von Griechenland, Italien, Frankreich, England) ist Deutschland in leichtester Weise zugänglich gewesen, und die europäische und außer- europäische Handelsbewegung muß sich zu einem großen Teile durch sein Gebiet vollziehen, weil durch den Mittelpunkt die geraden und kürzesten Straßen zur Verbindung der peripherischen Teile führen. Mit der Verkehrsbewegung zwischen Frankreich und Rußland, zwischen Dänemark und Italien, zwischen Holland, Belgien und England einerseits und Österreich- Ungarn und den südosteuropäischen Staaten anderseits ist das letztere tatsächlich in vielen Beziehungen der Fall, und ein weiterer Ausbau des europäischen Eisenbahn- und Straßennetzes, sowie eine feste deutschnationale Wirtschaftspolitik — die infolge des politischen Ver- falles lange Zeit vollkommen mangelte — wird schwerlich verfehlen, die angegebenen Vorteile mehr und mehr zur Geltung zu bringen. Beachtenswert ist auch, daß im Osten Deutschlands Staatsgebiete liegen, die sich mehr durch gewaltige Rohproduktion, im Westen dagegen solche, die sich durch hochentwickelte In- dustrie auszeichnen. Das wechselseitige Ergänzungsbedürfnis dieser Staaten schafft dem Deutschen Reiche einen bedeutenden Zwischen- Handel. Von ganz hervorragender Bedeutung ist schließlich auch die Lage Deutschlands an der Nordsee und Ostsee (vergl. § 9 und 10),

6. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 109

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 109 An der Grenze gegen Holland (750 km) und Belgien (110 km) bilden nur ausgedehnte Sümpfe (Bourtanger Moor, Grenzmoor, Peel) an einzelnen Stellen natürliche Verkehrshindernisse. Wenn Belgien und Holland aber unter den Landnachbarn Deutsch- lands bezüglich des Handels und Verkehrs zusammen genommen fast ebenso bedeutend sind als Österreich und Rußland, so muß man bedenken, daß sie durch ihre Lage an der Nordsee und vor den deutschen Rheinlanden einen Teil des überseeischen Handels für das Deutsche Reich zu vermitteln haben, sowie daß sie durch die beste europäische Schiffahrtsstraße (den Rhein) mit Deutschland verbunden sind. Belgien und Holland sind in wirtschaftlich-kommerziellem Sinne bis zu einem gewissen Grade niederrheinische Provinzen Deutschlands. Auf der Grenze gegen Frankreich (350 km) wird dem Verkehre zwischen beiden Ländern durch das Vogesengebirge, das mehrere gute Paßübergänge besitzt, nur ein geringes Hindernis be- reitet. Ostfrankreich steht auch durch die Mosel in enger Verbindung mit den Rheinlanden. Die hohe Kultur beider Länder und die Ver- schiedenartigkeit ihrer Produktion ruft aber zwischen ihnen einen regen Güteraustausch hervor, umsomehr als Deutschland zugleich einen großen Teil des französischen Handels und Verkehrs nach Österreich-Ungarn und Rußland zu vermitteln hat. Die Grenze gegen die Schweiz (350 km) ist eine ganz offene. Der Rhein dient in wenig strenger Weise als Scheidelinie, da das Schweizer Gebiet bei Basel und Schaffhausen aus die rechte (deutsche) Seite, das deutsche Gebiet aber bei Konstanz auf die linke (schweizerische) übergreift. Die kleine Schweizer Republik ist ein sehr bedeutendes Produktionsgebiet durch ihre Industrie, zugleich aber auch ein wichtiges Durchgangsland nach den Mittelmeerländern (Gott- hardbahn!) und ein wichtiges Getreideimport-Land. Die d eutsch-dänische Grenze (90 km) ist die kürzeste und eine rein willkürliche (Königsau!). Da Dänemark der kleinste Nach- barstaat Deutschlands und in seinen Produktionsverhältnissen den angrenzenden deutschen Gebietsteilen nahe verwandt ist, ist der dänisch- deutsche Landverkehr trotz der vollkommenen Abwesenheit natürlicher Verkehrshindernisse nicht bedeutend. Über 1900 km (reichlich ein Viertel der Grenzlinie) sind Küstenlinie, gegen 1450 km Ostseeküste und mehr als 450 km Nordseeküste. Dies

7. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 168

1902 - Leipzig : Poeschel
168 Europa. Das Eisenbahnnetz (39 000 km) ist trotz der ungeheuren natür- lichen Schwierigkeiten viel besser entwickelt, und auf ihre Gebirgs- straßen und Gebirgsbahnen dürfen die Österreicher ähnlich wie die Schweizer stolz sein. In Ungarn sind die Straßen vielfach schlecht — zum Teil infolge der eigentümlichen Bodenbildung (Steinlosigkeit!). Be- züglich der Flußregulierung und der Kanalanlagen sind die natürlichen Schwierigkeiten noch wenig überwunden. Die Tele- graphenlinien haben eine Länge von 79 000 km, und die Zahl der jährlichen Postsendungen beträgt 720 Mill. In Cisleithanien ist die Zahl der beförderten Postsendungen etwa dreifach so groß als in Transleithanien. Die beiden Reichshälsten bilden ein einziges Zollgebiet, von dem nur die Freihäsen Trieft und Fiume ausgeschlossen sind. Die Hauptverkehrsländer der Monarchie sind Deutschland: (mit 40 °/o von Gesamthandel), England (8°/o), Italien (6°/o), die Union (4°/o), die Balkanstaaten, Rußland, Rumänien; die Einsuhr- gegenstände: Rohstoffe, Kolonialwaren, Halbfabrikate, Gewebe, Kohle, Tabak, Petroleum, litterarische und Kunstgegenstände, die Aus- fu hrgegenstände: Getreide, Zucker, Vieh, Holz, Kurz-, Woll-, Leder-, Eisen- und Glaswaren, Kohlen, Wein. B. Die einzelnen Kronländer. § 85. a) Das Kaisertum Österreich, 300000 qkm und 26,1 Mill. E., mit einer Volksdichtigkeit von 87 pro qkm, zeichnet sich durch hochgradige Einheitslosigkeit der Bodenbildung, der Klimate, der Stromsysteme und der Bevölkerung sowie durch Mangel an Abrundung der Grenzen aus. 1. Das Erzherzogtum Niederösterreich („Unter der Enns") hat unter sämtlichen Kronländern die größte Bevölkeruugs- dichtigkeit (156) und ragt hervor durch Getreide-, Zuckerrüben-, Obst- und Weinbau sowie infolge der zentralen Lage und der Lage am Donaustrome auch durch lebhaften Handel und hochentwickelte Industrie. Wien (mit Vorstädten 1660 L0o E.) liegt nahe der Mitte des Gesanit- staates, am rechten User der in drei Arme geteilten Donau und zugleich an der Hauptverkehrslinie von den baltischen nach den adriatischen Küstenländern. Dadurch war es schon in der Römerzeit und im Mittelalter militärisch und

8. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 149

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Königreich Holland, 149 der Welt erzogen, die großartige Kanal- und Hasenbauten auszu- führen und üble Eigenschaften ihrer Küste künstlich zu beseitigen verstanden. Holland ist das ausgeprägteste Flachland Europas, das nur im Süd-Osten Erhebungen von 200 m besitzt. Teilweise (60 %) ist es wellenförmiges, sandiges Diluvialland, wie das norddeutsche, teilweise (40%) noch jüngeres Alluvialland (fetter Schlick, Torf und Dünensand). An den Strömen und an der Küste ist es voll- kommen eben, und teilweise liegt es tiefer als der Meeres- spiegel (bis 5 m), so daß es nur durch Dünen und Dämme (Deiche) vor Überflutung bewahrt wird. In früheren Jahrhunderten richteten die Sturmfluten in den tiefer gelegenen Gegenden wiederholt furchtbare Verwüstungen an, und Zuidersee, Lauwersee, Dol- lart und Biesbosch sind im 12. und 13. Jahrhundert dadurch entstanden. Allmählich haben die Holländer aber gelernt, das wilde Element in Schranken zu halten, und die Faschinen und Dämme an der Maasmündung und bei De Helder zählen zu den Welt- wundern der Neuzeit. Dieselben dürsten aber noch übertroffen werden durch die geplante Trockenlegung des Zuidersees. Die Flüsse haben wenig oder kein Gesäll, neigen sehr dazu, ihr Userland zu überschwemmen und sich neue Betten zu graben, und würden einen Teil Hollands ebenfalls unter Wasser setzen, wenn die Bewohner nicht auch sie durch Regulierungsarbeiten und Dammbauten im Zaume hielten und ihr Überschwemmungs- und Sickerwasser durch Kanäle, Schöpsräder und Windmühlen beständig in das Meer trieben. Auch die bedeutende atmo- sphärische Feuchtigkeit (Nebel!), die eine eigentümliche boden- ständige Krankheit („Polderfieber") hervorruft, trägt dazu bei, jene Entwässerungsvorrichtungen notwendig zu machen. Die Rhein- Mündungsarme (Waal, Leck, Krummer und Alter Rhein, Amstel, Vechte und Assel) bilden aber vorzügliche Schissahrts- straßen mit großer Wassersülle und schwachem Gefäll, und auch die Entwässerungskanäle müssen der Schiffahrt dienen. In keinem Lande der Erde ist der Verkehr aus den binnenländischen Wasserstraßen so lebhaft wie in Holland. Der Bau von Landstraßen und Eisen- bahnen begegnete freilich großen Schwierigkeiten, denn es mußten gewaltige Ströme und zahllose Kanäle überbrückt, oder gar

9. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 154

1902 - Leipzig : Poeschel
154 Europa. (231 auf dem qkm). Seine Polhöhe (Brüssel 51° n. Br.) entspricht derjenigen Nordsrankreichs und Mitteldeutschlands, und nach Boden- bildung, Klima, Bevölkerung und Produktion ist es ein Über- gangsland zwischen Frankreich und Deutschland, so wie es auch in politischer und wirtschaftlicher Beziehung beständig zwischen der Zugehörigkeit zu dem romanischen und dem germanischen Europa geschwankt hat und für die Waren und die Heere jederzeit ein wichtiges Durchgangsgebiet gewesen ist. Eine ähnliche Vermittler- rolle spielt es aber auch zwischen England und dem kontinen- talen Europa, da es von der britischen Hauptinsel nur durch einen schmalen Meeresarm getrennt ist. Außer dem bedeutenden Transitverkehr dankt es dieser Lage zugleich einen lebhaften Ab- fluß seiner eigenen Produktion, und durch die wechselseitige Eisersucht seiner Nachbarn erfreut es sich einer „ewigen Neu- tralität". Mit Holland steht es ebenfalls in den engsten wirt- fchaftlichen Beziehungen, und es ist auch wiederholt mit demselben politisch verbunden gewesen (bis 1830). Da es bei 1500 kiri Laud- grenze nur 70 km Küste besitzt, so ist es ein sehr kontinentaler Staat, dessen Verkehrsbewegung sich ähnlich wie bei Österreich- Ungarn zum größten Teil aus dem Landwege vollzieht. Einen vor- züglichen, durch Kunstbauten vei-vollkommneten Seehafen bietet die Schelde (Antwerpen), im übrigen ist aber die Dünenküste der Entwicklung eines Seefahrervolkes ungünstig. Belgien ist eine nach Nordwest geneigte, mit Diluvialschutt bedeckte Ebene, und abgesehen von ausgedehnten Flugsand strecken (Kampine!) zur Ackerkultur gut geeignet. Im Südosten treten das Hohe Venn und die Ardennen mit ihren älteren (devonischen und karbonischen) Gesteinen in das Land, und dieselben machen Belgien durch ihre Kohlenflöze und Erze (Eisen und Zink) zu einem Bergbau- und Industrie- staate ersten Ranges. Das Klima begünstigt den Getreide-, Flachs-, Obst- und Wiesenbau mehr als den Weinbau. Die Hauptslüsse — Schelde mit Lys, Rüpel und Senne, und Maas mit Sambre — sind durch schwaches Gefäll und gleichmäßige Wasserfülle gute Binnenschiffahrtsstraßen, während kleine Gebirgsflüsse die Industrie durch ihre Wasserkraft fördern. Die Bevölkerung Belgiens ist hinsichtlich der Nationalität ge- spalten in Vlaemen (3,5 Mill. und Wallonen 3 Mill.). Da die

10. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 156

1902 - Leipzig : Poeschel
156 Europa. (800 000 Spindeln) hat sich namentlich in Gent und Brügge ein- gebürgert, die Lederindustrie blüht in Lüttich, und die Stroh- flechterei (bei Lüttich) wetteifert mit der italienischen. Entsprechend der großen Volksdichtigkeit und der reichen Produk- tion ist das Handels- und Verkehrsleben Belgiens ein ungemein reges. Bezüglich der Dichtigkeit des Eisenbahnnetzes wird es von keinem selbständigen Staate der Erde erreicht (4600 km); und ähnlich bezüglich des Telegraphennetzes (7000 km) und der Fernsprech- stellen (15000). Die Kanäle (900 km) und Landstraßen sind ebenfalls vorzügliche. Wie das belgische Verkehrsstraßennetz sich eng an das französische anschließt, so entfaltet Belgien auch nach Frankreich hin feine stärkste Handelsbewegung (3300 Mill. M.; davon 24 % nach Frank- reich, 23 °/o nach Deutschland, 20°/o nach England, 13% nach Holland, 10% nach den Vereinigten Staaten). Der Transitverkehr richtet sich vorwiegend nach Deutschland, und 67% des Gesamthandels gehen auf dem Landwege, aber nur 33% auf dem Seewege vor sich. Die Handelsflotte ist durch die Konkurrenz Englands und Hollands klein (110 000 Tonnen), und der Seeverkehr richtet sich großenteils nach England, das den Vertrieb der belgischen Erzeugnisse besorgt. Die Zahl der jährlichen Postsendungen beträgt 455 Millionen. Kohlen, Eisen und Jndustrieartikel sind die Hauptgegenstände der Ausfuhr; Kolonialwaren, Getreide, Wein, Fische und Rohstoffe diejenigen der Einsuhr. Provinzen (9) und Städte: § 79. 1. Brnbant: Brüssel (mit Vorstädten 560 000 Einwohner), an der schiffbaren Senne, nahe der Landesmitte und auf der Grenzscheide zwischen Bergland und Ebene sowie zwischen den beiden Nationalitäten, war frühe ein wichtiger Stapelplatz zwischen Flandern und dem Rheinland sowie auch Residenz (der Grafen von Brabant). Durch die Senneschiffahrt war es zugleich der Hauptvermittler zwischen Hennegau und Antwerpen. Seine Bedeutung steigerte sich aber sehr im Zeitalter der Eisenbahnen, um so mehr als sein Willebroekskanal kleine Seeschiffe von Antwerpen herauf trägt. Als Industrie- und Handelsstadt ist es vor allem durch Spitzen-, Teppich-, Möbel- und W agensabrikation sowie als Hauptsitz des belgischen Buch-, Kunst- und Geldhandels ausgezeichnet. Laeken (30000 E.) ist als Sommerresidenz wichtig; Anderlecht (48000 E.) durch Baumwoll- industrie und Brauerei; Loewen (42000 E.), durch Getreidehandel, Bier-, Mehl- und Stärkefabrikation; Tienen (Tirlemony, durch Wollhandel und Wollindustrie.
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